Herbstgefühle (Dezember 2003)

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Kurze Anmerkung: Diese Erzählung sollte ursprünglich ein längeres Werk werden. Allerdings wurde die Schwermut, in welche ich mich immer wieder hineinversetzen musste, um die Laune des Protagonisten richtig zu beschreiben, irgendwann so unerträglich, dass ich bald den Entschluß traf, das Geschriebene zu einer Kurzgeschichte zu abbrevieren.

Eine Gruppe unzählbarer herabgefallener Blätter, deren Gesellschaft im Herbst den gesamten Gehsteig bedeckt, wird von einem leichten unsichtbaren Windstoß ergriffen und beginnt einen Tanz, der zwischen Chaos und Ordnung liegt und sich in einem leicht gebeugten Wirbel über die Straße fortsetzt. Man muss wohl leicht verrückt sein, um das seltsame Verlangen zu spüren, diesen Tanz der Blätter nach seiner Bedeutung zu hinterfragen, oder man zwingt sich einfach für einen Moment lang, darin mehr zu sehen, als das, was mit freiem Auge erkennbar ist. So stelle ich mir vor, ihre mageren, verfärbten Körper tanzen, um damit ihre Verzweiflung zu überspielen, drehen sich wild und in atemberaubend schnellen Spiralen um die Achse der Kollektivsmitte, nur, um ihrer Existenz den Schein einer Essenz, einer Bedeutung zu bewahren, die aber in Wirklichkeit zeitgleich mit ihrer grünen Farbe ausgeblichen ist. All ihr selbstverliebtes Treiben ist völlig sinnlos, ja geradezu absurd, da sich ohnehin niemand etwas daraus macht und ihr Handeln nicht einmal von ihnen selbst bestimmt wird, auch wenn es ihnen so vorkommen mag.

Immer wieder schlagen einige von ihnen gegen das Glas, durch welches ich hinaus blicke, um sich anschließend draußen auf dem schmalen Fensterbrett niederzulassen. Dort liegen sie mutlos und erschöpft von der weiten Reise und scheinen furchtbar enttäuscht über das voreilige Ende ihres Ausflugs, welches so plötzlich durch eine unsichtbare Wand beendet wurde.  Sie fragen sich verwundert, wo denn ihre Zeit geblieben ist, da ihre Vergangenheit nur noch aus Erinnerungen besteht und ihre Zukunft kein Gewicht hat. Sie wissen, dass ihre Chance, sich noch einmal in die Lüfte zu erheben, um sich vom Wind tragen zu lassen, gering ist, wissen, dass der aufregende Teil ihres Daseins nun der Vergangenheit angehört, genauso wie der jugendlich blühende Frühling und der angenehm warme Sommer.

Was ihre Zukunft angeht, so sieht diese kalt, feucht und trostlos aus: Bald wird der Himmel weinen und der frostige Winter wird seine Tränen zu eisigen Kristallen formen, welche die gefallenen Blätter unter einer schneeweißen Schicht des Vergessens bedecken, auf dass kein Mensch mehr ihr hässliches Erscheinungsbild erblicken muss. Zwar werden einige von uns das frische Grün der Bäume vermissen, das unser Gemüt so fröhlich stimmt und sicher werden wir uns unheimlich freuen, wenn erst wieder der Frühling anbricht und unser Auge für das lange Warten mit der mannigfaltigsten Äußerung der Natur belohnt wird, aber keiner wird mehr die vergilbten Blätter sehen wollen, deren Glanzzeit schon längst vorüber ist. Eine neue Generation wird heranrücken, und man wird die alte vergessen, so wie schon etliche zuvor in Vergessenheit geraten sind, ohne dass irgendwer realisiert hat, dass die Blätter, welche nächstes Jahr auf den Bäumen erscheinen werden, nicht die selben sind, wie diejenigen, welche in diesen Herbsttagen vom Winde des Schicksals quer durch die Straßen getrieben werden, wo sie auf dem dreckigen Boden und unter unseren Füßen den Rest ihres leidvollen Lebens fristen müssen.

Ich öffne das Fenster und hole eines der Blätter herein, wobei ich mir das Muster, das es am Rücken trägt, genauestens ansehe. Ich merke, dass alle von ihnen auf irgendeine Weise anders aussehen und jedes Wesen seiner Gattung mir einen Teil seines individuellen Seins offenbart, das man aus der Ferne gar nicht als solches erkennt. In den Augenblicken einer solchen Anschauung hört das Blatt auf, lediglich Blatt zu sein. Es wird zu einer neuen Form der Existenz, für die der konventionell angewandte Begriff nicht mehr ausreicht, es zu beschreiben. Doch, was ist alle Besonderheit und Andersartigkeit gegen die Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit seiner Präsenz, welche bald zu Dreck und Erde verfaulen und in den Abflusskanälen der Stadt verschwinden wird.

Ich bin kein Biologe und trotzdem interessiert mich das Schicksal dieser unscheinbaren Blätter, wahrscheinlich gerade weil ich erkenne, dass wir Menschen uns nur dem Anschein nach von ihnen unterscheiden und wir auch vom Winde des Schicksals hin und her getrieben werden, nur um dann auf die ein oder andere Weise zu verschwinden, als wären wir nie da gewesen, als wäre all unser Leiden umsonst und eben keines Leidens wert. Es gibt zahlreiche Herbstblätter unter uns Menschen, welche, gefallen aus der wohligen Abhängigkeit ihrer Familie, ganz dem Sturm der Verantwortung ausgeliefert sind, der sie oft bis an den Rand ihrer Kräfte und Grenzen trägt. Diese erbärmlichen Existenzen warten zumeist sehnsüchtig auf ihr Ende, oder bilden sich, was noch viel schlimmer ist, ein, dass die Zukunft noch etwas für sie bereit hält.

Ich werfe das Blatt hinab, steige auf das Fensterbrett und winde meinen Körper durch die Öffnung hindurch ins Freie. Ich spüre die Kälte genau so wenig wie den Wind, der an mir vorbeizieht und meine Haare durcheinander wirbelt. Unten in der schmalen Gasse ist niemand, der mich sehen könnte, ich richte mich also vollständig auf, presse meinen Rücken an die äußere Hauswand und warte. Wer beschließt, sein Dasein zu beenden, muss darauf achten, den natürlichen Willen zum Leben vollständig zu überwinden, worin der eigentliche, schwere Teil dieses Vorhabens besteht, da dieser Wille gleichsam der Hauptantrieb jedes Lebewesens ist und deshalb auch dementsprechend tief in jedem drinnen sitzt. Es geht umso leichter, wenn man sich vorstellt, dass dieser nur eine Vortäuschung der biologischen Veranlagung ist, und dass es, rational gesehen, eigentlich keinen Grund gibt, Angst zu haben, da selbst der Schmerz jeder noch so schweren Verletzung erst mal eine Weile braucht, bis er sich in voller Intensität entfalten kann und man bis dahin höchstwahrscheinlich schon gar nicht mehr dafür empfänglich, sprich: bereits tot ist. Auch die Furcht vor dem Nichts, das ja nach Lebensende eintreten soll, ist völlig unbegründet, denn tatsächlich gibt es absolut nichts, vor dem man sich weniger fürchten müsste, als vor dem absoluten Nichts, da es dabei eben absolut nichts zu fürchten gibt.

Ich schließe meine Augen und visualisiere die Bilder meiner Leidensursachen:

Ich sehe mich wutentbrannt aus dem Büro meines ehemaligen Redakteurs kommen, der mit meiner sozialpolitischen Einstellung nicht einverstanden ist und mich in Folge eiskalt entlassen hat.

Ich sehe eine hart arbeitende Frau, die sich alle Mühe macht den Haushalt zu führen, mich zu versorgen und gleichzeitig ein positives Klima zu bewahren, sehe sie aber schließlich an mir und meiner Schwermut verzweifeln und zu Grunde gehen, wobei sie allmählich, von meiner Melancholie angesteckt, den Fehler begeht, sich mir angleichen zu wollen.

Ich sehe, wie der Kontakt zu meinen wenigen Freunden immer dürftiger, immer erzwungener und unangenehmer ausfällt, sehe, wie zahlreiche Rücken und immer weniger Gesichter, sich mir zuwenden und in die weite Ferne rücken, um nie wieder zurückzukehren.

Ich sehe Träume und Hoffnungen im Meer der Resignation untergehen, entdecke meine absolute Schuld daran, da ich nicht dazu in der Lage bin, meine Ziele auch nur annähernd zu verwirklichen, ja immer, kurz bevor ich knapp davor bin eine Chance zu nützen, sich mein Pessimismus bemerkbar macht und mich über die Irrationalität meines positiven Glaubens aufklärt.

Ich führe mir meine gescheiterte Existenz in aller Ausführlichkeit vor Augen, lasse kein kleinstes Übel meiner ausweglosen Situation weg und ergötze mich an meinen verwerflichen Eigenschaften, meiner Selbstsucht, meiner Schwarzmalerei und meiner Ignoranz gegenüber den Menschen, die sie nicht verdient haben.

Nein, da ist nichts, was mich von den alten, vergessenen und gefallenen Blättern dieses Herbstes unterscheidet, zumindest nichts Lebenswertes, kein bisschen mehr Mensch in meiner Seele, nur purer Egoismus und allgemeine Skepsis gegenüber allem, was existiert. Das Nichts soll ab jetzt meine Erfüllung werden, das Nichts meine ganze Freude. Nichts reizt mich mehr, im Moment, als eben dieses Nichts, da es gleichsam die Negation aller meiner Leiden bedeutet, wobei es verhältnismäßig nur sehr wenige Freuden gibt, die dabei ebenfalls negiert würden. Nicht mehr leiden zu müssen, das bedeutet Zufriedenheit, oder, wenn schon dies nicht möglich ist, so wenigstens ewig währenden Frieden.

Man sagt, der Schlaf sei der Bruder des Todes. Und tatsächlich liebe ich es zu schlafen, würde es am liebsten den ganzen Tag tun, wenn es meine Frau nur erlauben würde, da es mich für eine Zeit lang ganz von mir selbst und dem Bewusstsein meiner erbärmlichen Existenz ablenkt. Ich habe mir also nur vorzustellen, dass der Tod nichts anderes ist, als ein Schlaf, der in die Ewigkeit reicht, und ich habe wenigstens einen ungefähren Begriff von seiner wohltuenden Wirkung und eigentlichen Harmlosigkeit.

Ich öffne meine Augen und erkenne, dass ein kleiner Junge unter mir steht und mich mit fragendem Blick ansieht, als wisse er nicht, was ich nun vorhabe.

»Was machst du da?«, ruft er mir auf kindlich unschuldige Art zu, mit seiner Handfläche das Sonnenlicht abschirmend, das ihm sonst ins Gesicht strahlen würde.

Ich überlege, was ich antworten soll. Das Kind dürfte etwa sieben Jahre alt sein und nicht wissen, was es bedeutet, sich das Leben nehmen zu wollen. Es befindet sich wahrscheinlich gerade auf dem Rückweg von der Schule, freut sich bereits auf das wohlige Zuhause, wo seine Mutter bereits mit dem Essen auf ihn wartet. Warum springe ich nicht einfach? Nur, weil ich damit einen kleinen unschuldigen Jungen, der noch mitten in seinem Kindheitstraum steckt, schockieren würde und dieser daraufhin, gequält von der Erinnerung, täglich daran denken müsste, wie neben ihm ein Mann, mit dem Gesicht voran, auf den Asphalt geklatscht ist? Was interessiert mich das denn noch, wenn ich in Kürze tot sein werde? Ist es nicht mein gutes Recht, mich gänzlich jeglicher Verantwortung zu entziehen, sobald ich nicht mehr unter den Lebenden weile? Und wer hat jemals auf mich Rücksicht genommen, verdammt wer? Und wenn dies doch der Fall war, und ich mich lediglich nicht mehr daran erinnern kann, so bleibt dennoch die Frage, ob nicht der Kern jeder rücksichtsvollen Handlung aus Eigennutzen und Selbstverliebtheit besteht. Folgen die Barmherzigen nicht notwendig ihrem eigenen Wunsch und Gewissen, wenn sie den Armen helfen oder sie verschonen, und ist es nicht einfach der absurde Wille geliebt oder bewundert zu werden, der sie eher aus rationaler Konsequenz oder Routine als aus heiliger Nächstenliebe handeln lässt? Wenn ein reicher Mann die Hälfte seines Vermögens weggibt, um es einem Waisenheim zu übergeben, und wenn er es nicht aus Prestigesucht oder einem anderen moralisch verwerflichen Motiv tut, so sprechen wir gleich von einem Opfer und bilden uns ein, es gäbe doch noch gute Menschen auf dieser Welt. Wüssten wir aber, dass der Mann es aus einer konsequenten Notwendigkeit tut, weil er, die Idee einmal im Kopfe, sich nur viel schlechter fühlen würde, würde er es bleiben lassen, so könnten wir nicht mehr von einem Opfer sprechen, denn jener Begriff setzt voraus, dass man von einer Handlung selbst nicht profitiert. Wer also behauptet, es gäbe uneigennützige Handlungen, der behauptet gleichsam, es gäbe Handlungen, die keine Motive zur Voraussetzung haben und in kleinster Weise irgendeinem Wunsch des Handelnden entsprechen. Auch die so wunderbaren Liebesgesten sind in Wirklichkeit nichts anderes als gut getarnte menschliche Irrtümer. Die Wahrheit ist nämlich: Wir Menschen können nicht lieben, wir sind dafür einfach nicht geschaffen, denn glauben wir für jemanden, so etwas wie Liebe zu empfinden, so lieben wir einzig uns selbst, durch diese Person hindurch, welche eben nur ein spannenderes und affirmativeres Medium unserer Selbstverliebtheit ist, als wenn wir diese unmittelbar auf uns selbst ausrichten würden, was zwar wesentlich ehrlicher wäre, aber eben nicht in der menschlichen Natur liegt. Wenn also jemand behauptet, er könne eine andere Person lieben, so liegt darin das selbe trügerische Wesen, als wenn jemand vor dem Spiegel steht und meint, er liebe den Spiegel, der Spiegel sei so schön, wobei es in Wirklichkeit doch nur seine eigene Gestalt ist, welche er liebt, da etwas anderes zu sehen, gar nicht im Bereich seines Erkenntnisvermögens liegt.

Was also hält mich davon ab zu springen? Was bedeutet mir schon dieses grüne Blatt, welches, im Angesicht meiner gescheiterten Existenz, noch an den Ästen seiner Eltern hängt, unwissend darüber, dass die Welt nicht einmal halb so gut ist, wie sie scheint?

Ich höre eine Türe aufgehen. Lisbeth ist scheinbar etwas verfrüht von der Arbeit zurückgekehrt. Ich fluche und beeile mich wieder durchs Fenster, zurück in die Wohnung zu gelangen. Da kommt sie auch schon herein, blickt mich etwas verwundert an, der ich etwas verloren und scheinbar tatenlos dastehe und kein Wort der Begrüßung herausbringe, war ich schließlich eben noch im Begriff, mir das Leben zu nehmen.

»Ist irgendwas? Was schaust du denn so?«, fragt sie in leicht genervtem Tonfall, wobei ich schon überrascht bin, dass sie überhaupt wieder mit mir redet, da dies in letzter Zeit immer seltener der Fall war.

»Nichts«, antworte ich leise und gedrückt, die Wand hinter ihr betrachtend, da ich ihr seltsamerweise nicht mehr in die Augen sehen kann, seitdem ich Suizidgedanken habe. Vielleicht ist dieses kuriose Verhalten der notwendige Prozess der Abspaltung von den letzten Bezugspersonen meiner sozialen Umgebung oder aber ich habe einfach nur Angst, dass sie entdeckt, was in meinem Kopf vor sich geht und dann versucht auf ihre Art und Weise darauf zu reagieren, mit gutem Willen zwar, aber wahrscheinlich ohne Erfolg. 

Einen Moment lang bleibt sie noch stehen, dann verschwindet sie kopfschüttelnd in der Küche. Ich lasse mich schwer seufzend in einen Sessel fallen. Es muss wohl der Verständlichkeit halber erwähnt werden, dass unsere Beziehung vor etwa einer Woche an einem neuen Tiefpunkt angelangt ist, und dass es dafür zahlreiche Gründe gibt, die, bis auf Kleinigkeiten, nur meiner eigenen Schuld zugerechnet werden können: So ist einerseits ihr Vater vor Kurzem gestorben, wobei ich nicht in der Lage bin, sie zu trösten, und zwar weniger weil mir der Wille, als die Feinfühligkeit dazu fehlt, und so wirft sie mir andererseits vor, dass ich mich nicht zur Genüge engagiere, mir einen neuen Job zu besorgen, was wohl stimmt, da ich als Journalist, der kein Interesse mehr an den Zeitungen hat, auch wahrlich schwer einen passenden Beruf finden kann. Ich bin auf keinen Fall ein absolut untätiger Mensch, auch wenn ich die letzten zwei Monate zu Hause verbracht habe und sich bei meiner Frau, weil sie nicht sieht, was ich hier ständig tue, und vor allem, dass ich überhaupt etwas tue, die Vorstellung gebildet hat, sie habe nun an mir das phlegmatische Gemüt erkannt, welches sie so lange gesucht hat, um die Anwendung neuer beleidigender Bezeichnungen für mich rechtfertigen zu können, wie »Untätiger Egoist«, oder »Fauler Schmarotzer«. Meine Trägheit stammt jedoch eher aus meinen dunklen, zumeist negativen Erwartungen, welche mir alles bereits im voraus verderben, sodass ich keine Lust verspüre, noch irgendetwas zu tun, außer mich ab und zu einigen Büchern zu widmen. Die Wörter sind meine letzten Kameraden im Gefecht gegen die Front der Existenz, was im Grunde paradox ist, da sie es auch waren, die mir mein Leiden das erste Mal so klar und deutlich vor Augen gehalten haben. Nichts ist schlimmer, als die in klaren Worten ausgedrückt werden könnende Depression, da jene, bei der tatsächlichen Ausformulierung der Wesentlichkeiten, schnell ein Eigenleben entwickelt, und sich so gleichsam deutlich im Bewusstsein verankert, sodass die Gewissheit, depressiv zu sein, sich auch über jene Zeitphasen fortsetzt, wo man eigentlich alle Gründe hätte es nicht zu sein. Man kommt sich furchtbar falsch vor, da man weiß, dass man irgendwo tief in sich selbst die Depression nicht nur akzeptiert, sondern auch sucht, quasi einem masochistischen Trieb folgt, der eine unbewusste Konsequenz des Scheiterns an der Welt darstellt. Erkennt man, dass es eigentlich keinen Grund gibt, unglücklich zu sein, verstärkt sich die Depression noch, da man nun weiß, dass nur man selbst die Ursache seiner Leiden sein kann, also niemand schuld ist, außer das in einem waltende Unvermögen, die Dinge für sich reizvoll oder zumindest erträglich zu gestalten. Man erkennt schließlich, dass nicht nur die Welt, sondern auch man selbst nicht in der Lage dazu ist, seinen Ansprüchen zu genügen, und erkennt darin einen weiteren Grund dafür, dass es wohl besser wäre, mit dem Leben abzuschließen, anstatt es unter unnötigen Qualen weiterzuführen.

Noch bin ich der, von seiner eigenen Existenz festgehaltene Sklave meiner Unzulänglichkeit. Doch sprenge ich erst mal die Ketten, die mich noch an das Leben binden, so wird mir alles gleich sein, friedliche Stille der Gedanken wird mein Gemüt bis in die Ewigkeit begleiten, und Lisbeth...

 

Lisbeth wird frei sein.

 

 

(c) by Philemon