Meine Tragödie (Mai - Juli 2004)
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DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL (EPILOG)

GEDANKEN VOM 24.05.04

 

Wenn wir davon ausgehen, dass alleine unsere Erfahrung, mit der Welt, in welcher wir leben, so wie auch unsere Geschicklichkeit, mit Hilfe derer wir, mit den Gegenständen dieser Welt umzugehen lernen, so dann auch unsere Vernunft, um diese Dinge gedanklich in eine wirklichkeitsnahe Ordnung zu bringen, und letztlich auch soziale Verbundenheiten, um sich nicht ganz von sich einnehmen zu lassen, für eine Besserung des Menschen eine Rolle spielen, so ist es in jedem Fall richtig, dass man sich zu allererst für die Welt faszinieren lassen, ein Interesse für diese Welt entwickeln muss, da wir sonst niemals das Ziel eines »sinnvollen« Menschen, und das bedeutet, eines wirklich bewussten, gewissenhaften und sinnbegabten Menschen, erreichen können. Wofür sich dieser Mensch aber letztlich einsetzt, worin seine »Lebensabsicht«, wenn es eine solche gibt, bestehen soll, bleibt seiner Freiheit überlassen, und gerade um diese geht es in Wirklichkeit in seinem ganzen Leben, um den Wunsch seine Absichten durchzubringen, in welcher Form auch immer. Wir Menschen unterliegen im Wesentlichen weder dem Willen zur Macht, wie Nietzsche es postulierte, noch dem Willen zur Wahrheit, wie es gewisse Altphilosophen ausdrückten, auch nicht dem Willen zur Lust (Freud) oder demjenigen zum Sinn (Frankl), sondern in unserem Eigentlichsten unterliegen wir alleine dem Willen zur Freiheit! Und tatsächlich, alle erdenklichen Arten, den Menschen in irgendeiner Art und Weise zu einem begabten, zu einem beherrschten, ja sogar beherrschenden Wesen zu machen, entspringen in Wirklichkeit einer einzigen Quelle: Dem Glauben an die Freiheit.

Aber all dies sind nur Worte, die ich bald wieder vergessen habe und einer anderen, einer besseren Hypothese opfern werde. Mir scheint, ich gehe Stufen ins Nirgendwo, immer höher rauf, aber ohne den leisesten Schimmer, ob ich wirklich in die richtige Richtung gehe, ob oben wirklich noch oben ist. Denn die Suche nach Erkenntnis ist ein fensterloser Turm und deshalb kann man sich nie wirklich versichern, ob man sich auf dem rechten Wege befindet.

 

GEDANKEN VOM 01.06.04

 

Ich verzweifle mittlerweile an der Möglichkeit, dass meine Verzweiflung an der Welt nicht echt, sondern fingiert sein könnte, vielleicht einfach das Resultat eines einfachen Kindheitstraumas, eine Art stiller Schrei nach Aufmerksamkeit ist, oder etwa der krankhafte Versuch, sich durch das eigene Leiden zu etwas Besonderem erheben zu lassen. Alle diese Dinge klingen plausibel in meinen Ohren, alle klingen weitaus wahrscheinlicher, als dass es die Welt sein soll, an welcher ich leide. Ich glaube nicht mehr an den Weltschmerz, am wenigsten glaube ich, dass gerade ich von ihm befallen bin

 

 

GEDANKEN VOM 30.07.04

 

Wenig Zeit ist vergangen, viel hat sich geändert, sodass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll, zu erzählen. Kurz gesagt: Die Tragödie ist vorbei – ob vorübergehend oder langfristig, wage ich nicht zu vermuten, und eine diesbezügliche Äußerung wäre niemals mehr als nur eine Vermutung. Tatsache ist: Direkt oder indirekt dürfte mich Nietzsche zur großen Gesundheit geführt haben. Aus seinem Munde kam mir nicht nur die Einsicht in die Eitelkeit meines selbstzerstörungswütigen Bestrebens, sondern auch dessen Unvernünftigkeit, Irrationalität – ja, geradezu unphilosophische Tierhaftigkeit, die ich mir von selbst niemals eingestanden hätte. Meinem Stoizismus, der im Wesen niemals einer war, da es mich beständig zu den größten Leidenschaften gezogen hat – also eigentlich, meinem Pseudo-Stoizismus ist nie mehr gelungen, als der Welt all ihre Schönheiten, besser gesagt: meinem Auge, das auf die Welt gerichtet ist, all seine Sinnlichkeit für das Schöne zu nehmen. Erst vor Kurzem erkannte ich, dass man nichts von seinem Leben erwarten darf, was man nicht eigens in sie hineinlegt und dass ich hierzu von dem infantilen Gedanken Abschied nehmen muss, ein Anrecht darauf zu haben, irgendetwas geschenkt zu bekommen. Ich wurde geboren, ich bin hier und irgendwann werde ich sterben - alles aus keinem besonderen Grund, zu keinem besonderen Zweck.

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(c) Philemon