Meine Tragödie II (Oktober - November 2004)
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18.Oktober 2004

 

Innere Verfassung: oft gelangweilt, ohne Pathos, Sorge um schulische Leistungen, Zweifel an Nietzsche, Zweifel an der eigenen Person; daneben: Sehnsucht, Skepsis: ich werde Sie nie gewinnen, zweitens: gewinne ich Sie, habe ich vielleicht nichts damit gewonnen; außerdem: meine sog. „Freunde“ strapazieren meine Nerven, sie stinken regelrecht nach Ressentiment, nach Eitelkeit und fehlender Selbstliebe, darin sind sie mir sehr ähnlich, zu ähnlich, wie soll ich von ihnen noch etwas lernen?, und wozu sind sie dann noch gut?, ihr Lachen ist mir zuwider, ich lächle nur noch; Frage: muss die gesellschaftliche Interaktion immer idiotisch und oberflächlich sein, damit sie funktioniert, wäre damit nicht jede Sozietät zur Stumpfsinnigkeit verdammt?; Einfall: Das Wesen der Gesellschaft ist nicht der vernünftige Diskurs oder Interkurs, sondern die gutmütige Leidenschaft, nicht die tiefsinnige Unterredung, sondern das Gefühl der Verbundenheit; Der analytische Mensch als schlimmster Feind der Gesellschaft, denn er trennt, was ihr zufolge zusammen gehört; Der Priester als bester Freund der Gesellschaft, denn er fügt zusammen, was getrennt ist - > das ICH-Bewusstsein verhindert jedes gesunde Menschenverhältnis; ohne das Auflösen in der dionysischen Wirklichkeit der Gemeinschaft bleibt das ICH etwas Fremdartiges, das sich nicht einzugliedern weiß; seine Erbärmlichkeit gibt sich vor allem in der Philosophie kund: denn was ist ein Philosoph anderes, als ein an der Sozietät gescheiterter Mensch, der sich mit seinem Eremitendasein für das erfahrene Leid rächen will; seine Worte: „Seht her, ich bin stark genug, auch ohne eure Lügenmärchen, ohne eure dummen Späße auszukommen. Ihr aber werdet einst noch darum flehen, in den Genuss meiner Weisheit und Wahrhaftigkeit zu kommen und bereuen, dass ihr eure Zeit auf so blödartige Weise verschwätzt habt“ – leider ist das den Angesprochenen aber so egal, wie den Vögeln, der Schatz am Meeresgrunde egal ist, denn was der Einsame auch für Werte in sich trägt – sie werden nur durch jene erkannt, die wenigstens der Möglichkeit zufolge selbst in ihren Besitz kommen könnten – und schrill pfeifende Vögel sind nun mal zahlreicher als schweigsame Tiefseefische. Wer wird den Einsiedler also als das anerkennen wollen, als was er sich selbst sieht? – als Schatzmeister?

 

Der Wiener Aktionismus, Otto Mühl und seine Kommune, die 60er Jahre als Epoche der Selbstbefreiung, der hemmungslosen Lustbefriedigung – Entdeckung des Dionysischen in der Kunst (Nietzsch), Blut als Zeichen des tragischen Abgrundes unter dem schönen Glockenspiel der modernen Gesellschaft, Verachtung der Konvention, Verachtung der Philisterhaftigkeit, Leidenschaft statt Traum, Rausch statt Mäßigung – das riecht mir alles sehr nach Nietzsche – was der gute alte „Fritz“ alles angerichtet hat – trotzallem: die Bilder der praktischen Durchführung der sog. Mühl’schen Analyse wirken abstoßend – klar: sie sollen es auch, sonst wär’ das ein Zeichen des Scheiterns – dennoch: abstoßend in doppelter Hinsicht: irgendwie wirkt das Ganze noch affektiert, wirkt die Befreiung vom Zwange noch gezwungen, als ob man sich seine erste Natur zurück-erdichten wollte. Vielleicht gibt es dieses Zurück aber nicht. Vielleicht könnte man ein solches Zurück irgendwann als décadence werten, als Flucht, als Ressentiment gegen Staat und Gesellschaft. Dann wäre es auch um den Ruf der Natürlichkeit und Ursprünglichkeit geschehen. Außerdem: Wenn der Mensch unmittelbar werden soll – was hieße das anderes, als dass er aufhören solle, zu denken? Denn das Denken steht für die Mittelbarkeit, steht für das Mittel des menschlichen Wesens selbst. Hört aber mit dem Denken nicht auch jegliche Möglichkeit des Verständnisses auf und wäre mit dem Verlust des Denkens nicht auch jener Logos vernichtet, der uns erst zu Menschen macht, der uns Menschen auch erst verbindet? Was in der Vergangenheit liegt kann doch nicht unser Ziel sein – es sei denn, wir würden behaupten, dass der Mensch seinen Höhepunkt bereits hinter sich hat. – Aber wer behauptet das schon? Gedankenlos leben ist sicherlich einfacher. Aber war es nicht Nietzsche selbst, der gewähnt hat, alles Große entstehe immer nur trotz gewisser Umstände, also aus einer Schwierigkeit heraus, die es zu überwinden gilt? Das Denken ist die Schwierigkeit par excellence. Ohne das Denken gäbe es freilich auch keine Probleme, denn Probleme werden vom Denken nicht nur gelöst, sondern auch erst geschaffen. Bin ich in Gefahr, so ist diese Gefahr noch kein Problem, solange ich sie lediglich realisiert habe. Aus Instinkt laufe ich davon, aus Instinkt versuche ich mein Leben zu retten, aber erst im Bewusstsein eines Widerstands wird diese auch zur Schwierigkeit. Der Mensch, also das vernünftige Tier, war der Erste, der sein Leben zum Problem gemacht hat. Die Folge – Wissenschaftlichkeit, Historie, Beherrschung der Natur – alles, worauf der Mensch stolz ist, alles, was der Mensch an Problemen gelöst hat, vereint sich doch in seinem Stolz. Ist der Mensch aber auf seine eigene Natur stolz? Wie könnte er, schließlich kommt sie nicht von ihm, nicht aus ihm, sondern steckt tief in ihm drinnen und beherrscht sein Handeln. Viel mehr: Er hasst seine Natur, denn sie scheint das Einzige, das er kaum durchblicken kann, das, selbst wenn er es könnte, sich seinem Machtbereich entzieht. Die Natur ist ihm immer einen Schritt voraus. Selbst wenn er einen Affekt in sich erkennt und ihn in Folge unterdrücken kann, so wird es immer auch ein Affekt sein, der diese Unterdrückung gewährleistet. Ohne seine Natur ist der Mensch zu nichts fähig, sie ist seine Triebkraft, sein Movens, sein Wesen – darum hasst er sie auch, denn sie ist das größte, weil unüberwindbarste Hindernis der absoluten Souveränität. Seine Natur zu bejahen, sein Schicksal zu lieben – amor fati – scheint jetzt der einzige Ausweg, den Hass, das große Ressentiment loszuwerden, denn, dass es unmöglich ist, seine Natur loszuwerden, sollte dem Menschen seit dem geistigen Fall des Christentums bewusst sein.

 

 

 

01.November 2004

 

 

Vorgestern habe ich es erfahren. Du gehörst schon jemand anderem. Aber wie viel von dir gehört schon ihm? Und wieviel davon kann ich ihm entreißen?

Du bist mein Schatz, ich habe dich gefunden – und indem ich dich fand, machte ich dich erst zu einem Schatz, der allein in mir seinen Eigentümer, seinen Schätzer findet.
Natürlich bist du auf irgendeine Art und Weise auch sein Schatz, aber die Wertschätzung, die er dir angedeihen lässt, kann nicht dieselbe, nicht eine ebenso sinn- und richtungsgebende sein, wie die, welche du von mir bekämest.

Folge mir, als deinem Stern, damit sich deine Blüten auch in einer gesünderen Luft entfalten können – denn die weibliche Verbundenheit mit der Natur der Dinge ist tiefer als die des Mannes, und viel schöner ist die berauschende Offenbarung einer tanzenden Nymphe, als die nüchterne Rede eines weisen Mannes. Was aber schön ist, findet seine Rechtfertigung darin, ein Kunstwerk für sich zu sein, und eine Inspiration für andere.

Ich erkenne deine Sucht, dein Verlangen danach, die liebreizende Perle, der gutmütige Schatz der Welt zu sein, der es jedem recht macht – aber erst ich werde dich zu dir selbst zurückführen und deine Freiheit, deine eigenste, deine lebendige Schönheit zur Entfaltung bringen. Sie steckt tief in dir, eingegraben unter den Konventionen und Konformitäten deiner sozialen Uniform, deiner Selbst-Tarnung und Selbstverleugnung, als Wunschbild fremder Instanzen – du musst noch lernen, aus dir heraus zu wachsen; nicht nur in dich hinein wachsen zu lassen. Sonst wirst du nie mehr sein – und eben erst wenn man mehr ist, als andere, existiert man wirklich, stellt man sich wirklich heraus.. 

 

Natürlich würde ich nie auf diese Weise mit dir sprechen – ich würde dich dadurch eher abschrecken, als verführen.

Aber glaube mir, dass ich nicht aufgeben werde, zu versuchen, dich in meinen Besitz zu bringen – und wenn ich daran zu Bruch gehen sollte – so bleibt mir wenigstens das Gebrochen-Sein als tragisches Moment, als melancholische Inspiration, als Rechtfertigung eines neuartigen Pessimismus’ – und ich werde letztlich klüger daraus hervorgehen. Mich zu brechen reicht also nicht! – ich lebe weiter in den Einzelstücken und werde scharfsichtiger, umso zwiespältiger ich bin. Man müsste mich schon auflösen, mich verbrennen, um mich zu vernichten! – aber mein Feuer würde unheilverkündend und meine Asche unheilbegründend sein.

 

 

2.November 2004

 

Ich bin verzweifelt. Nichts, was ich sage, scheint sich noch aus einer eigenen, unmittelbar erlebten Spontaneität zu entfalten, beinahe alles lässt sich auf eine bestimmte Herkunft, sei es Schopenhauer, Stirner oder Nietzsche, zurückführen. Mein Geist wurde verschluckt und ist derzeit von so vielen anderen Geistern eingenommen, dass sein Eigencharakter, seine distinktive Phänomenalität sich in den Wörtern der Vergangenheit verliert, ohne über sie hinauswachsen zu können. Ich bin zutiefst beschämt, über meine Anmaßung, als unzureichendes Medium und Sprachrohr großer Zeiten gelten zu wollen; sagte denn nicht Nietzsche selbst: „Nur aus der höchsten Kraft der Gegenwart dürft ihr das Vergangene deuten: nur in der stärksten Anspannung eurer edelsten Eigenschaften werdet ihr errathen, was in dem Vergangnen wissens- und bewahrenswürdig und gross ist. Gleiches durch Gleiches!..?

 

 

3.November 2004

 

Ich verspüre große Lust unter meinem derzeitigen Leben einen groben Schlußstrich zu ziehen. Die Ahnung tut sich mich auf, dass Nietzsche für andere, für stärkere und vor allem gesündere Geister geschrieben hat, als mich – wenigstens nehme ich an fast jeder meiner eigenen Handlung irgendeine Schwäche wahr, seitdem ich genauer über die Kasuistik dekadenter Erscheinungen Bescheid weiß. Es ist beinahe nervenaufreibend.

Ich suche weiter nach der Formel des Glücks – mir scheint: es gibt keine, wenn man nicht stark genug ist, sie für sich zu erobern. 

 

 

4.November 2004

 

keine Gedanken, keine Inspiration, keine Hoffnung auf Genesung –

einziger Gedanke: vielleicht fehlt mir nur der Glaube - - -

 

 

5.November 2004

 

Der tiefe Mensch ist bei Nietzsche, anders als bei Schopenhauer, vor allem der leidenschaftlich hingerissene Mensch, der seine Triebe nicht unter Kontrolle hat und sich in Folge als etwas Fremd-Besessenes empfindet. Die eigene Natur, das eigene Wesen, das was man gemeinhin als physiologisches Selbst bezeichnet, gewinnt in den Augen des bewussten Ichs eine übermächtige Rolle, deren Äußerungen einen so überwältigen können, dass man beginnt, es als geheimnisvolles Wesen, als Mysterium, in jedem Falle als etwas zutiefst Fremdes zu deuten, obgleich es sich hierbei nur um unbewusste Perzeptionen und „Seelenreste“ der eigenen Vergangenheit handelt. Die abstrakten und bis zur Unwirklichkeit verzerrten Begriffe, wie „Gott“, „Jenseits“ oder „Tod“, aber auch realitätsnähere Abstraktionen, wie „Liebe“, „Krieg“ und „Vergänglichkeit“ sind allesamt antropomorphe Projektionen aus dem tierischen Selbst in das resultierende Bewusstsein. Alleine der Philosoph, welcher sich durch die übersteigerte Selbstreflexion einen Weg in die Tiefe seines Selbst gebahnt hat und folglich seine dichterischen Ahnungen, die eigentlich nur ihn selbst betreffen, in die Welt verlegt, - alleine der Philosoph hebt die abstrakten Begriffe aus einem rein prosaischen Kontext in einen überweltlichen, jenseitigen, surrealen Zusammenhang und fühlt sich in den Momenten der kontemplativen Betrachtung mit dem nachzuvollziehendem Problem identisch – der Philosoph denkt sich nicht nur in das Problem hinein, er wird das Problem und versucht sich selbst zu lösen, quasi aufzulösen – was nur allzu oft in einer metaphysischen Verklärung endet. Denn in letzter Konsequenz muss sein Streben scheitern, muss der letzte Erklärungsgrund hinter dem Schleier des Unbewussten versteckt bleiben. Der Schlüssel zu seinem Selbst führt ihn nicht durch alle, ja überhaupt nur durch die wenigsten Türen, die auf dem Weg dorthin geöffnet werden müssten – weshalb sich das schaffende Bewusstsein unpräzise, nebulöse Begriffe suchen muss, um den Empfindungen seiner Wesensarten adäquaten Ausdruck zu verleihen. Es gibt eine Regel, die bei fast jedem Philosophen Geltung findet: Umso früher er beginnt, bei der Behandlung eines philosophischen Problems, in ungenaue, verschwommene, gespensterhafte Erklärungen zu verfallen, desto weniger begreift er seine Tiefe, d.h. desto mangelhafter ist sein Begriffsvermögen, d.h. sein Selbstverständnis in der Selbst-Relation. Dieser Mangel an Selbstkenntnis spricht aber nicht gegen seine Tiefe, sondern alleine gegen das Bewusstsein seiner Tiefe. Andererseits kann sich die eigene Tiefe erst dann wirklich entfalten, wenn sie zu Bewusstsein kommt, d.h. wenn sie durch die Abstraktion in eine dem eigenen Selbst entfremdete Sache projiziert wird – durch die Versprachlichung der bewussten Empfindung eines Gefühls, welches als idealisiertes Wesen, als Idee auftritt, wird der Gedanke immer mehr zur Nachempfindung dieses Gefühls, was Gefühl und Begriff letztlich aufs Innigste verknüpft. Nun ist es kaum noch möglich, den konditionierten Gedanken zu unterdrücken, sobald das korrelate Gefühl in Erscheinung tritt, sowie auch umgekehrt: das konditionierte Gefühl zu unterdrücken, wenn der Gedanke auftaucht. Dem Philosophen sind aber seine Begriffe in der unmittelbaren Kontemplation und Selbstversenkung weder als Gefühle, noch wirklich als Gedanken bewusst: viel mehr hält er seine inneren Stimmungen und die Begriffe seiner Reflexion für wahrhaftige Dinge, für tatsächliche Verhältnisse und Muster, die es vermögen, das Welteninnere zu erklären. Selbst ein aufgeklärter Philosoph der Postmoderne wird wenigstens für die Dauer seiner Überlegungen nicht davon ab können, seine Gedanken für wahr zu halten und auf ihre Unverbrüchlichkeit zu zählen, als wären sie objektive, zeitlose, unbedingte Fakten, ja mehr noch: als wären sie die Dinge selbst, während sie doch nur ferne Abbildungen weit entfernter Empfindungen der aller fernsten und unfassbarsten Dinge darstellen. 

 

 

6.November

 

Man darf sich vor allem nicht mit dem Stilistischen aufhalten wollen, wenn man nicht genug Kraft besitzt, einen Gedanken spontan zu Papier zu bringen. Man verfällt dabei allzu oft in eine affektierte Redensart, das Geschriebene wirkt unnatürlich, erzwungen, man sieht noch allzu stark das Geschraubte, die kleinen Eitelkeiten des Autors und den schnöden Perfektionismus hinter den Wörtern; man sieht vor allem seine Unzufriedenheit mit dem Geschriebenen, und dass er um die Wörter kämpfen musste; man entdeckt sofort den Zwang dahinter, durch welchen unvermeidlich das eigene Selbst fokusiert wird, dem dieser Zwang zugefallen ist, sodass der Inhalt von der Vorstellung des sich-selbst-stilisierenden Autors abgelenkt wird: Jeder schlechte Stil, jede Schauspielerei, jede unzureichende Art von Rhetorik und Physiognomie ist durch einen zu hohen Grad an Eigenreflexion gezeichnet, oft auch an Selbstzweifel im Zuge der Produktion - jeder schlechte Stil, usw. ist dadurch schlecht, dass er als Stil auffällt, bzw. dass er sich als Stil, als formale Künstlichkeit bemerkbar macht. Am Besten ist es immer den Inhalt genau vor Augen zu haben, sich bloß auf die Bedeutung hinter den Worten zu konzentrieren, Bilder und Phantasien in seinem Kopfe zu erzeugen, ja überhaupt ganz in diesem Inhalt aufzugehen, sodass selbst das Schreiben (aber dasselbe gilt auch für das Reden, das Dichten, das Gestikulieren, das Schauspielern)  als ein unbewusster Akt, eine reflexartige Steigerung erscheint und sich auch selbständig am Werden erhält, indem der subjektive Akt sich durch die Selbstaffirmierung im Zuge der Gestaltung, durch ein Zu-Viel an Subjektivität objektiviert, wobei mir ein Rätsel ist, wie sich so etwas erklären ließe.

Entscheidend für den guten Stil ist aufjedenfall die Selbst-Bejahung im Zuge der künstlerischen Tätigkeit, die Neigung, sich selbst für wahrhaftig zu nehmen, an sich zu glauben, möge die Sache auch noch so trivial oder weit hergeholt sein – denn die Überzeugung von der eigenen Person überzeugt auch den Beobachter, das Publikum – schließlich ist der Mensch ein mißtrauisches Tier und nichts scheint ihm gefährlicher als eine bewusste Lüge.

 

 

7. November

 

Erkenntnis meiner größten Schwäche: narkotisches Gift

 - mir fällt es leider nur dann auf, wenn ich es, trotz positiver Erwartung, nicht bekommen kann, sprich: so gut wie nie. Heute wollte meine Schwester mir aber nichts geben, aus Sorge um meine Gesundheit. Schlimm und schmerzvoll war nicht ihr Mangel an Verständnis, schlimm war auch nicht alleine die Enttäuschung, sondern schlimm war vor allem die Bewusstwerdung dieser Schwäche und die Scham, die ich dabei empfinden musste, meiner Schwester gram zu sein, obwohl sie es doch wirklich nur gut mit mir meinte.

Ich muss von diesem Zeug runterkommen. Ich hasse es, abhängig zu sein und ich hasse es, etwas hassen zu müssen.

 

 

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(c) Philemon