Ähnlich wie Aristoteles teilt Schopenhauer den Menschen
in drei Grundaspekte:
1.
Was
einer ist (Persönlichkeit, Gesundheit, Kraft, Schönheit, Temperament,
moralischer Charakter, Intelligenz, Ausbildung etc.)
2.
Was einer hat (Eigentum, Besitz in jeglichem
Sinne)
3.
Was
einer vorstellt (was er in der Vorstellung anderer ist, was er von sich
und seinen Gedanken preisgibt)
I.
Was einer ist
Nach Schopenhauer ist das, was wir selbst sind, das Wesentlichste für
unser Lebensglück, da es immer nur auf die Anschauung und die Auffassung der Dinge ankommt, ob wir uns über etwas freuen können
oder nicht. Diese Sichtweise kann uns das Schicksal nicht so leicht entreißen, wie unser Eigentum oder unseren guten Ruf,
was aber auch bedeutet, dass wir von ihr unser gesamtes Leben begleitet werden. Liegt es also in unserem Charakter melancholisch
zu sein, so wird uns wohl nur äußerst selten etwas erfreuen, auch wenn wir eigentlich ein recht angenehmes Leben führen, während
ein eher optimistischer Mensch auch bei widrigen Umständen noch immer einen Sinn in seiner Existenz erkennt. Wir sehen also,
dass unser Glück oder Unglück weniger von dem abhängt, was uns zustößt, als von dem, wie wir sind und wie wir die Dinge betrachten.
Die Feinde unseres Glücks sind vor allem der Schmerz und die Langeweile.
Schmerz stammt aus Not und Entbehrung, Langeweile aus Sicherheit und Überfluss. Wir sehen also, dass diese zwei Unglücksfaktoren
sich antagonistisch (entgegengesetzt) verhalten, da, wenn Schmerz auftritt, keine Langeweile auftreten kann und umgekehrt.
So gibt es auch auf der einen Seite Menschen, deren Leiden öfter aus Langeweile und seltener aus psychischem Schmerz resultieren,
und auf der anderen Seite welche, die eher dem psychischem Schmerz unterliegen, aber weniger der Langeweile. Dies ist, nach
Schopenhauer, auf zwei unterschiedliche Typen zurückzuführen, die sich durch ihren Intellekt und ihre selbstständige Denkweise
unterscheiden. So wird zumeist nur denen langweilig, welche, irgendwo alleine gelassen, es nicht ertragen können, ihre Aufmerksamkeit
ganz auf sich selbst zu richten, da es eben gerade dort nichts zu finden gibt, als ihre eigene Gedankenlosigkeit. Aus dieser
inneren Leerheit entspringt die Sucht nach Gesellschaft, Vergnügen und Luxus. Umgekehrt erleben diejenigen lang anhaltenden
psychischen Schmerz, die durch eine Übersensibilität ihrer Nervenkraft und einer Eminenz ihres Geistes, ihre unmittelbaren
Bedingungen viel deutlicher wahrnehmen. Da sie aber viel mit den Gedanken bei sich selbst weilen können, ohne dass ihnen irgendwann
langweilig wird, so meiden sie zumeist die Gesellschaft, welche ihnen stumpfsinnig und flach vorkommt, und eignen sich durch
diese Abkapselung nach außen ein melancholisches Gemüt an.
Schopenhauer meint dazu: »Je mehr einer an sich selbst hat, desto weniger
bedarf er von außen und desto weniger können ihm die anderen sein. Deshalb führt die Eminenz des Geistes zur Ungeselligkeit«
II.
Was einer hat
Zufriedenheit beruht nach Schopenhauer auf dem relativen Verhältnis
zwischen den Ansprüchen eines Menschens und seinem tatsächlichen Besitz. Deshalb quält es uns auch nicht allzu lange, wenn
wir gewisse Dinge, die uns unsere Zufriedenheit sichern können, verlieren, da schon nach kurzer Zeit unsere Ansprüche mit
dem Verlust ebenfalls kleiner werden. Diese Operation der Verringerung unserer Ansprüche ist das eigentlich Schmerzvolle,
nicht unbedingt die realen Konsequenzen eines solchen Verlustes, wobei das Leid schließlich ganz verschwindet. Umgekehrt ist
auch die Freude nur das Ansteigen unserer Ansprüche, wobei aber auch sie vergänglich ist, da jeder Gewinn schließlich zur
Selbstverständlichkeit für uns mutiert. Reichtum kann eben deshalb kein langzeitliches Glück versprechen, da der Mensch nicht
dazu gemacht ist, mit seinem Vermögen irgendwann soweit zufrieden zu sein, dass er nicht mehr bräuchte.
III. Was einer vorstellt
Darunter fallen Ehre, Glanz, Rang und Ruhm. Das, was jemand für andere Menschen ist,
wird nach der Meinung Schopenhauers viel zu hoch angeschlagen. Die Ehre oder das Lob, welches wir nach gewissen Taten erhalten
ist nur die Befriedigung unserer eigenen Eitelkeit. Außerdem liegt hierbei das Ausschlaggebende nicht in unserem Bewusstsein,
sondern in dem Bewusstsein anderer und ist somit meistens der Oberflächlichkeit, Beschränktheit und Fehlbarkeit der meisten
Menschen unterworfen, die einen selbst nicht einmal ansatzweise so gut kennen, wie man selbst, weshalb es auch irrational
wäre, ihrer Beurteilung mehr Wichtigkeit beizumeßen, als der eigenen.
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